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Vom Zugfenster aus ist die Welt doch am schönsten

 
Die Welt entwickelt sich immer weiter und unaufhaltsam verschwinden aus ihr viele Erlebnisse und Gefühle, die noch vor Kurzem ganz alltäglich waren. Wir sind bequemer geworden und schotten uns ab. Um zu kommunizieren, nutzen wir Displays. Beim Reisen möchten wir nicht auf den Komfort unserer Autos verzichten. Kann es sein, dass das Gefühl für Romantik, für Muße, für Zeit, die man in Gegenwart anderer Menschen und jenseits der virtuellen Realität verbringt, verloren gegangen ist? Ich denke, nein. Und es ist auch gar nicht schwer, sich ein solches Erlebnis zu gönnen. Man kann zum Beispiel das Auto zu Hause lassen, in einen Zug steigen und losfahren. „Auf Gleis eins ist soeben die Nationalparkbahn eingefahren. Bitte einsteigen!“
 
Sie sitzen und schauen. Sie erzählen miteinander. Keine Sorgen, keine Wutanfälle hinterm Steuer. Einen besseren Bildschirm als das Fenster eines fahrenden Zuges ist noch nicht erfunden worden. Hinter den Fenstern defilieren die zum Himmel aufragenden, steilen Hänge des Elbtals, die Felstürme recken neugierig ihre Köpfe aus den Wäldern, durch den Morgennebel drängt sich das zerklüftete Massiv der Schrammsteine dem Sonnenlicht entgegen… Jenseits des Bahndamms schlummern die Umgebindehäuser, als wären wir Teil einer malerischen Modelleisenbahn, zwischen den Dächern der Städtchen schauen die Kirchtürme hervor, Brücken tragen uns über Bäche und kleine Flüsse, wir tauchen in tiefe Wälder ein, aus denen am Horizont die Aussichtstürme wie Raketen aufsteigen...Die Nationalparkbahn ist wie ein fliegender Teppich. Ganz nach Belieben können Sie aussteigen und einen Ausflug machen. Vielleicht eine Rundtour, um an derselben Station wieder in einen späteren Zug einzusteigen, aber vielleicht auch von einem Bahnhof zum anderen über Berge, Aussichtspunkte, Wiesen und durch Schluchten. In Reichweite liegen alle Besuchermagnete der beiden Nationalparks – des sächsischen und des tschechischen – sowie von drei Landschaftsschutzgebieten – dem Elbsandsteingebirge, dem westlichen Lausitzer Gebirge und dem nördlichen Zipfel des Böhmischen Mittelgebirges. Das alles ermöglichen drei miteinander vernetzte Hauptstrecken. Schauen wir sie uns doch einmal genauer an.

Drei Linien, eine Rundstrecke

Die Linie von Děčín entlang der Elbe über Bad Schandau, Sebnitz, Mikulášovice (Nixdorf) und Šluknov (Schluckenau) nach Rumburk (Rumburg) hört auf den Namen U28. Von den Haltepunkten und Bahnhöfen dieser Linie sind das Prebischtor (Pravčická brána), die Kamnitzklamm (Soutěsky Kamenice), die sächsischen Tafelberge, die Schrammsteine sowie die Affensteine, der Kuhstall und der Malerweg, die Kreuzwege im Böhmischen Niederland, das Schloss in Šluknov (Schluckenau) und der Rumburger Loretokomplex gut zu erreichen. Und keine Angst – die Züge verkehren hier das ganze Jahr über. Sie können also auch im Winter hierher kommen, wenn die Sächsisch-Böhmische Schweiz ganz anders ist: ruhiger, versonnen, schwarz-weiß und überaus malerisch. Ganzjährig verkehren auch die Züge auf der Linie U8, die Rumburk (Rumburg), Krásná Lípa (Schönlinde), Rybniště (Teichstatt), Chřibská (Kreibitz), Jedlová (Tannenberg), Kytlice (Kittlitz), Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz)und Děčín (Tetschen) miteinander verbindet. Dort erwartet Sie eine völlig andere Landschaft, die ersten Berge des Lausitzer Gebirges mit der Karlshöhe (Karlova výšina) und dem Kleinen Schöber (Malý Stožec), dem romantischen kleinen Bahnhof am Fuße des Tannenbergs (Jedlová), den zu besteigen ein berauschendes Erlebnis ist, besonders wenn Sie Ihren Ausflug bis auf den Tollenstein (Tolštejn) ausdehnen, dann vor allem auch das reizvolle und bezaubernde Tal der Kamnitz (Kamenice) mit in den Flussauen ruhenden Dörfern, die ihre Fühler bis hinauf an die Hänge und Berge ausstrecken, der idyllische Ort Kytlice (Kittlitz), die verträumte Ortschaft Mlýny (Hillemühl), die von einer gewaltigen Felswand geschützte Burg Fredevald (Pustý zámek), die historische Stadt Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) mit der Wallfahrtskapelle St. Marien, dem Brüderaltar (Bratský oltář) und dem sagenumwobenen Berg Nolde (Jehla)… Die dritte Linie, die U27, hat einen ausgesprochen touristischen Charakter und ist vom Frühjahr bis zum Herbst an den Wochenenden in Betrieb, während der Hauptferienzeit täglich. Wenn Sie in Mikulášovice (Nixdorf) in diese Linie umsteigen, haben Sie an den beiden anderen Mikulášovicer Bahnhöfen die Möglichkeit, herrliche Ausflüge zum Aussichtsturm auf dem Tanzpaln (Tanečnice) und zum Weifbergturm, zur Oberen Schleuse und zu den Felsen in der Hinteren Sächsischen Schweiz zu unternehmen sowie von Brtníky (Zeidler) aus ins Khaatal (Kyjovské údolí) zur Kirnitzsch (Křinice) und von Panský (Herrnwalde) zum Aussichtsturm auf dem Wolfsberg (Vlčí hora), und auch das östliche Tor zur Böhmischen Schweiz, Krásná Lípa (Schönlinde), wird Sie mit offenen Armen empfangen.
 

Ausflüge und Bier ohne Gewissensbisse

Inzwischen hat die Nationalparkbahn sogar besondere Bahnhöfe, und den Titel Nationalparkbahnhof zu erhalten, ist gar nicht so ohne! Man muss den Reisenden besondere Serviceleistungen bieten, vor allem solche, die dem Komfort der Touristen dienen – kleine Läden, Touristeninformationen, Ausstellungen und Fahrradverleihe, aber zum Beispiel auch Restaurants, Bankautomaten oder sogar eine Poststelle. Bis jetzt genügten drei Bahnhöfe diesen Anforderungen – Bad Schandau, Sebnitz und Děčín (Tetschen). Krásná Lípa (Schönlinde) rekonstruiert seinen Bahnhof und stattet ihn so aus, dass auch er bald diesen stolzen Titel tragen kann. Und, sind Sie schon entschlossen, einen Erlebnistrip mit dem Zug zu unternehmen? Ich genieße das schon seit der Gründung der Nationalparkbahn voll und ganz. Es liegt mir natürlich fern, hier den Alkoholkonsum zu propagieren, aber sich unbeschwert ein schönes kühles Bier zu gönnen und so nach dem Ausflug den Durst zu vertreiben, hat schon etwas für sich. Am besten finde ich aber die Möglichkeit, Ausflüge zu unternehmen. Dank der sehr guten Verteilung der Verbindungen über den ganzen Tag ist es wirklich komfortabel – ich kann mir eine Ganztagstour vornehmen und weiß, dass ich abends problemlos in den Zug steigen und fahren kann, wohin ich möchte. Ich kann sogar an einem Tag drei Ausflüge schaffen – der Zug bringt mich immer zum Ausgangspunkt für die nächste Tour. Sie können kreuz und quer beide Nationalparks und die ganze Region durchstreifen und sich ausschließlich auf den Zug verlassen. Wenn Sie noch das außerordentlich gut funktionierende Netz der Busse, Fahrradbusse, Schiffe und Fähren hinzunehmen, verstehe ich wirklich nicht, warum man sich noch mit der nervigen Parkplatzsuche in Hřensko (Herrnskretschen), Bad Schandau oder Jetřichovice (Dittersbach) aufhalten sollte, und vor allem – wer möchte sich schon auf das Gewissen laden, dass die herrliche und geschützte Natur mit Gestank und Abgasen belastet wird?
 

Wussten Sie, dass ...

… Sie auf diesen Webseite mehr als 100 Tipps für Wander- und Radwandertourismus finden, bei denen die Stationen der Nationalparkbahn als Ausgangspunkt dienen? Und dass Sie dort auch alles über Fahrpläne und Tickets erfahren?